Samstag, 28. Juli 2018

OMM Alps 2018 - Garmisch Partenkirchen

Am 21.Juli 2018 startete der zweite OMM Alps. Diesmal in Garmisch-Partenkirchen mit Blick auf die Zugspitze. Nachdem ich bereits im letzten Jahr beim ersten OMM Alps am Achensee (LINK zum Blogbeitrag) in Österreich erfolgreich mit dabei war, war der diesjährige OMM eines der Jahreshighlights auf das ich hinfieberte. Erst wenige Wochen vor dem Start fand ich in Flo, den ich bisher nur über Twitter kannte, meinen Teampartner für das Event.Und ich glaube so spontan wie die Aktion auch war hätte ich sonst kaum einen Besseren für den OMM finden können. Mal abgesehen davon dass er mit der Gegend gut vertraut war (ein nicht zu unterschätzender Bonus), wir lauftechnisch beide in der selben Liga spielen (Downhill-Schweine forever!!!) haben wir uns auch so gut ergänzt. Ich hoffe nur ich hab den Flo nicht zuviel vollgelabert...
Wer mehr oder weniger live bei unserem kleinen Abenteuer dabei sein möchte, sollte unbedingt mal Schnaufcast.de besuchen und sich den Podcast anhören den Flo und ich unterwegs aufgenommen haben. Bilder vom OMM Alps 2018 findet ihr auch auf der Seite vom Flo und auf der offiziellen OMM-Seite.


Ich werde daher jetzt hier auch keinen großen Rennbericht abliefern sondern versuche mal die Infos zusammenzuschreiben, die für jemanden der auch mal beim OMM mitmachen möchte eventuell von Nutzen sein könnten.

Der OMM
OMM steht für Original Mountain Marathon und ist mit 51 Jahren wohl das älteste Adventure-Race der Welt. Ursprünglich aus Großbritannien kommend, findet eine Sonderausgabe seit letztem Jahr nun auch im Alpenraum statt. Den OMM zu beschreiben ist etwas schwierig. Am ehesten würde „Mehrtägige Schitzeljagd für Erwachsene mit sportlichem Charakter und Übernachtung im Freien“ wohl ganz gut passen.
Der OMM ist eine Laufveranstaltung die als Etappenrennen über zwei Tage ausgetragen wird. Dabei wird der OMM als Selbstversorgerrennen ausgetragen. D.h. es gibt keine Verpflegungsstellen. Stattdessen muss man alles für die zwei Tage selber mitführen. Das umfasst sowohl die Verpflegung als auch Zelt, Schlafsack und Bekleidung. Zudem ist der OMM ein Orientierungslauf. Es gibt keine feste Strecke, sondern man orientiert sich ausschließlich mit Karte und Kompass entlang einzelner im Gelände platzierter Markierungsfähnchen. Das bedeutet auch, dass man streckenweise querfeldein unterwegs sein wird, da die Fähnchen nur selten unmittelbar an einem Weg liegen. Es reicht also nicht nur ein schneller Läufer zu sein, wie einige Teilnehmer des diesjährigen Events gemerkt haben. Eine clevere Routenwahl kann am Ende alles entscheiden. Im Gegensatz zu klassischen Rennen bei denen man sich streng an die vorgegebene Strecke hält ist hier das Team im Vorteil das die besten Abkürzungen findet.
Alle Teams übernachten an einem gemeinsamen Sammelplatz im eigenen Zelt (das jedes Team selber mitführen muss). Man könnte das Camp als weitere Herausforderung innerhalb des Rennens ansehen, verbringt man zwischen den beiden Etappen doch 12 Stunden und mehr hier. Wer also versucht bei der Ausrüstung Gewicht durch dünnere Kleidung, einen leichteren Schlafsack, ein mikrokleines Zelt oder zu wenig Essen einzusparen, sollte gut wissen was er da macht, sonst könnte er das spätestens hier bedauern. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass es in den 51 Jahren des OMM noch kein Rennen ohne Regen gegeben hat.

Die Ausrüstung
Für den OMM ist eine recht umfangreiche Pflichtausrüstung vorgeschrieben. Natürlich kann und soll man versuchen die Ausrüstung und deren Gewicht auf ein Minimum zu begrenzen, allerdings sollte das nicht zugunsten der Funktionalität gehen. Auch wenn der OMM „nur“ über zwei Tage geht und eine einzige Übernachtung beinhaltet, können Wetter und Gelände das Material doch deutlich strapazieren. Auch wenn ich selber auf anderen Touren, die in der Regel deutlich länger sind als der OMM, mit weitaus leichterer und minimalistischer Ausrüstung erfolgreich unterwegs bin würde ich hier keine Experimente wagen wollen. Überlegt gut was ihr einpackt und macht euch mit eurer Ausrüstung vorher ausreichend vertraut.
Ein paar Beispiele:
-2017 hatte ich beim OMM ein leichtes Esbit-Kochset mit einer umfunktionierten Bierdose als Kochtopf dabei. Diese hatte ich jetzt schon viele Jahre in Benutzung und selbst bei mehrwöchigen Touren in alpinem Gelände nie Probleme gehabt. Beim OMM wurde die Dose (die „sicher“ verstaut in meinem Rucksack war) so stark eingedrückt, dass sie einen Riß in der Mitte bekommen hatte. Damit war das Kochset nahezu untauglich. Und bei Schnee und Dauerregen hätten wir uns über etwas Tee sehr gefreut.
-2017 war die Luftfeuchtigkeit im Camp in der Nacht so groß, dass mein Daunenquilt komplett kollabiert war. Zum Glück war in der Pflichtausrüstung ein Biwaksack ähnlich einer Rettungsdecke vorgeschrieben. Ich konnte dann darin die Nacht halbwegs warm verbringen.
-2018 stellte ich abends fest, dass eine meiner Softflask die ich in Taschen am Schultergurt trug ein Leck hatte. Offenbar hatte beim Querfeldeinlauf ein Ast ein kleines Loch in die Seitenwand gestochen. Zum Glück hatte ich noch zwei weitere Flaschen dabei.
-2018 traf ein Team kurz nach dem Cutoff im Camp ein. Beide waren deutlich erschöpft und durch den Regen teils unterkühlt. Ihr Zelt war brandneu und sie hatten es vorher noch nie aufgebaut. Jemand anderes baute dann ihr Zelt für sie auf, da sie nicht in der Lage waren das selber durchzuführen.

Im Folgenden liste ich mal die vorgeschriebene Pflichtausrüstung für den OMM auf und was wir an Ausrüstung dabei hatten.

Pflichtausstattung OMM
Unsere Ausrüstung
Anmerkungen
Waterproof jacket with hood and taped seams
OMM Kamleika Smock
Die Jacke sollte nicht zu empfindlich sein, da ihr Euch querfeldein bewegen werdet.
Waterproof long trousers with taped seams
Mammut Rainspeed HS Pants

Running clothes for the mountains
Funktions-T-Shirt, Laufshorts mit integrierter Lauftight, Truckerhat, kurze Funktionssocken, Armlinge 
Das sind die Sachen die man am Start trägt. Je nach Wetter und Vorliebe kurz oder lang.
Extra to the running clothes a long-sleeved thermal shirt and a long trousers (this may not be worn at the start)
langärmeliges Funktionsshirt, Inov8- Lauftight 
Die Sachen dienen nicht nur als evtl. Wechselkleidung für den nächsten Tag, sondern vor allem als trockene Schlafkleidung für die Nacht! 
Warm top, long sleeve
OMM Mountain Raid Hood Jacket
Warme gefütterte Jacke. besser Synthetik als Daune, da diese direkt über der nassen Kleidung getragen werden kann ohne ihre Isolation zu verlieren. 
Warm hat, gloves and socks
Mammut Eiger Beanie, OMM Fusion Gloves, Funktionssocken, 2 Plastikbeutel
Die Socken dienen ähnlich wie die lange Wechselkleidung auch als Schlafkleidung. Im Schlafsack kann sich die Haut der Füße grade bei feuchtem Wetter so besser erholen. Man kann überlegen ob man ein extra bequemes paar Schlafsocken (z.B. dicke Wollsocken) und ein paar frische Ersatzlaufsocken mitnimmt, oder es bei einem Paar Ersatzsocken für beides belässt. Die Plastikbeutel kann man abends über die trockenen Socken ziehen, wenn man noch mal seine nassen Schuhe anziehen muss.
Shoes suitable for mud, gravel and trail running
Inov8 Trailtalon 250
Wenn ihr überlegt, welche eurer Schuhe ihr nehmen sollt, nehmt die mit dem besten Grip!
Headlamp with minimum 12h battery power
Petzl e-Lite
Es ist grundsätzlich kein Nachtlauf. Es reicht eine leichte Lampe um evtl. in der Dämmerung das Zelt aufzubauen oder sich im Camp zurechtzufinden. Sie sollte jedoch ausreichend hell sein um zu navigieren, wenn man sich massiv verlaufen hat und es nicht rechtzeitig zum Camp schafft.
Signal whistle
Im Brustgurt vom Rucksack integriert
Man sollte das alpine Notsignal kennen
Compass
Silva Race Jet
Es muss kein spezieller Orientierungslaufkompass sein. Ein qualitativ hochwertiger Plattenkompass sollte es aber schon sein. (z.B. Silva 1S-360 Jet Compass) Unbedingt vorher üben, üben, üben!
Map (provided by the organiser)
OMM-Karte
Ein schönes Andenken!
Insulated sleeping system
OMM Mountain Raid PA 1.0 (ergibt mit der Mountain Raid Jacke einen Schlafsack)
Therm-a-Rest Prolite 3 short

Pen and paper, both must be water resistant
Bleistift (weich), wasserfester Notizblock
dient z.B. um die Nummern der Checkpoints zu notieren, wenn die  elektronische SI-Box defekt ist.
Bivouac sack / emergency bag – no blanket, it must be a closed sack
RAB Survival Zone
Für den Notfall reicht auch ein leichter, geschlossener Biwacksack in der Art einer Rettungsdecke (z.B. Mountain Equipment Ultralite Biwaksack). Ich habe den Biwaksack aber als Teil meines normalen Schlafsetups eingeplant und daher auf ein atmungsaktives Modell gesetzt.
Backpack, no hip bag
OMM Classic 32
Das Volumen ist für meine Ausrüstung eigentlich zu viel, aber durch die Rückenlänge sitzt er bei mir besser als kleinere Rucksäcke. 
Emergency rations
Clif Bar
Etwas Notfallverpflegung. Sollte nach dem Zieleinlauf übrig sein. (wenn es keinen Notfall gab)
Water carrying capacity
2 Salomon Softflask 0,5L
1 OMM Ultra Bottle 0,5L
Es gibt unterwegs keine VPs. Daher genug Wasserkapazität für mehrere Stunden einplanen und evtl. unterwegs an einem Bach auffüllen können.
Sleeping bag and spare warm kit must be waterproofed.
Müllsack
Reservekleidung und Schlafsack entweder einzeln in wasserdichten Packsäcken, oder den Rucksack (wie ich) mit einem robusten Müllsack auskleiden und darin alles wasserdicht verpacken.
Each team must always have the following equipment:
First aid pack – contents at competitors discretion
Im Ziplockbeutel: Mullbinde, Ducttape, Betaisodona, Victorinox Classic, Taschentücher 
Genau wie beim Compass solltet ihr euch vorher z.B. durch einen Kurs mit dem notwendigen Wissen vertraut machen.
Cooking equipment with stove and enough fuel for 2 days, with sufficient fuel left at the end of the race in case of emergencies.
Toaks 750ml Titanium Topf, MSR Pocket-Rocket, Gaskartusche, Faltbecher
Ich hab diesmal auf Gas statt auf Esbit gesetzt, da es mit nassen, kalten Fingern einfacher zu bedienen ist und es deutlich die Kochzeiten reduziert. Wir hatten jeder 3 warme Mahlzeiten plus 5 mal Heißgetränke. D.h. wir haben insgesamt rund 6 Liter Wasser erhitzt.
Der Faltbecher ist purer Luxus ;-)
Tent with sewn in ground sheet
GoLite ShangriLa 2, Zeltboden, Black Diamont Ultra Distance Z Poles,
Es gibt deutlich leichtere  Zelte, z.B. von Terra Nova, Nordisk. Mountain Laurel Design, etc.
Aber man nimmt erstmal was man zu hause hat.
Die Stöcke wurden nur zum Aufbau des Zeltes genutzt. Beim Laufen hat man eh die meiste Zeit Karte und Kompass in der Hand. 
Food for 2 people for 2 days
Jeder von uns hatte:
1 mal Fertiggericht von Adventure Food, 1 mal Porridge, 7 mal Riegel (Clifbar, Seitenbacher), 1 mal Schokoriegel, 1 Tüte Nüsse, 1 veganen Wurstsnack (Spacebar), Instantkaffee, Teebeutel, 1 „one glass“ Wein,  
Wir hätten uns mehr von den herzhaften Würsten und ein paar mehr Nüsse gewünscht. Ein paar Brausetabletten (Isodrink) wären schön gewesen. Der Wein war übertriebener Luxus. Warum gibt’s davon eigentlich kein Hefeweizen???

Wenn ihr noch Fragen habt oder Tips für den OMM sucht könnt ihr mir gerne eine Mail zukommen lassen oder mir bei Twitter (@beuteltiere) schreiben.


OMM Alps 2017

Der folgende Artikel wurde bereits auf meinem alten Blog www.beuteltiere.org veröffentlicht. Um jedoch anderen am OMM Interessierten die Möglichkeit zu geben, diesen Artikel weiterhin zu lesen, veröffentliche ich ihn hier erneut.



Es regnet bereits in Strömen, als ich den kleinen Kunststoffstift, der an einem Band an meinem Handgelenk baumelt in die Box stecke und diese das mit einem „Pieps“ kommentiert. Auch bei meinem Teampartner ertönt das Signal aus der Box, das Zeichen, dass die Zeit für uns angefangen hat zu laufen. Mit den Worten „Take care“ drückt man jedem von uns eine topographische Karte in die Hand. Kein „Viel Erfolg“ oder wenigstens „viel Spaß“, sondern ein „Passt auf Euch auf“. Und so hat der OMM Alps 2017 für uns begonnen.



Vom OMM, dem Original Mountain Marathon, habe ich das erste mal vor einigen Jahren gehört, als ich in Schottland unterwegs war. Seitdem habe ich dieses besondere Rennen im Auge behalten. Hierzulande ist er kaum bekannt, obwohl er bereits seit 1968 jährlich ausgetragen wird und zu einem der anspruchsvollsten Laufevents zählt. Der OMM wurde als besondere Herausforderung an Läufer und Alpinisten gleichermaßen geschaffen. Dafür verbindet er drei Elemente, die es jedes für sich schon in sich haben. Statt einer festen, ausgeschilderten Route erhält man lediglich wie beim Orientierungslauf eine Karte mit Koordinaten mit der man sich unter Zuhilfenahme eines Kompasses selber orientieren muss. GPS? Nicht erlaubt.
Wie beim Crosslauf liegen die Punkte, die man Anlaufen muss dabei nicht unbedingt auf dem nächstbesten Trail sondern befinden sich auch gerne mal auf einer Bergspitze oder auf der anderen Seite eines Flusses. Feste Wege? Fehlanzeige.
Zudem ist der OMM ein Etappenlauf ohne Verpflegungsstationen oder Checkpoints. Man muss für die gesamte Dauer des OMM autark unterwegs sein können. Das heisst nicht nur die Verpflegung für die zwei Tage mit sich führen, sondern auch das Übernachtungsgepäck wie Zelt, Schlafsack, Kocher und Wechselkleidung. Dropbags? Gibts nicht. Grammfuchser haben hier einen klaren Vorteil!

Und es währe kein Britisches Event, wenn nicht auch das Wetter eine vierte Herausvorderung liefern würde. In der Regel findet der OMM Ende Oktober statt, wenn auf der Insel die Berge im Nebel verschwinden und die Teilnehmer sich gegen Wind und Regen wappnen müssen. Dieses Jahr feiert der OMM sein Jubiläum und in den 50 Jahren die es ihn schon gibt, hat es kein Rennen ohne Regen gegeben!

Als ich dann Anfang des Jahres erfuhr, dass zum 50sten Jubiläum nicht nur ein großes Event auf der Heimatinsel dieses Laufs geplant war, sondern auch das erste mal in seiner Geschichte ein Rennen in den Alpen stattfinden würde, stand für mich fest: Da bin ich dabei! Und das es für mich quasi ein Geburtstagslauf werden würde war ein schöner Bonus.
Meinen Laufpartner davon zu überzeugen bei so einer verrückten Veranstaltung mitzumachen war dann verständlicherweise etwas schwieriger. Aber der OMM ist ein Teamevent, schon allein aus Sicherheitsgründen, weil es wie gesagt keine Streckenposten gibt. Und wie schon Yoda festgestellt hat:
„Immer zu zweit sie sind. Keiner mehr, keiner weniger.“

Und so standen wir nun irgendwo in Tirol im Regen an einer Startlinie mit zwei Karten in der Hand und versuchten schnellstmöglich eine sinnvolle Route zu erarbeiten.


In Hinblick auf den Wetterbericht und unseren aktuellen Trainingsstand (Wir waren beide erst kurz vorher aus dem Urlaub zurückgekommen und da stand Laufen nicht auf Platz 1 der Tagesordnung) versuchten wir auf Nummer sicher zu gehen und wählten eine Strecke, die zwar die größten Anstiege auslassen würde bei denen wir ein paar Punkte mehr sammeln könnten. Dafür könnten wir schneller unterwegs sein, Energie für den zweiten Tag sparen und eventuell einen Zeitvorteil herauslaufen. Und so spurteten wir eingepackt in kompletter Regenmontur den Berg hoch und suchten uns schon wenig später einen Pfad durchs Unterholz. Es dauerte nicht lange und wir fanden den ersten Marker, checkten mit unseren Transpondern an der kleinen Box ein und liefen weiter. Anfangs trafen wir unterwegs noch andere Teams. Da die Routenwahl aber frei war löste sich das Feld schnell auf und wir waren die nächsten Stunden alleine unterwegs. Wir kamen gut voran und auch die Marker waren gut zu finden. Teils griffen wir auf flotte Wege zurück, teils ging es querfeldein durch dichten Wald, steil die Berge hoch.






Das Etappenziel mit dem gemeinsamen Übernachtungsplatz aller Teams erreichten wir als eines der ersten Teams. Wir spielten wie gesagt lieber auf Nummer sicher und gaben uns mit weniger Punkten zufrieden, als eine Zeitstrafe zu riskieren oder unser geringes Trainingspensum schon am ersten Tag auszureizen.


Es dauerte nicht lange und das mittlerweile mehr als bewährte ShangriLa stand und der Esbitkocher heizte dem Wasser ein. Leider hatte der Topf, eine umfunktionierte Foster-Bierdose, durch den etwas unsanften Lauf im Gelände etwas Schaden genommen. Ein Adventure-Race ist halt keine entspannte Ultraleichtwanderung. Die Löcher wurden kurzerhand mit Griptape aus dem Verbandmaterial geflickt, was dem Geschmack des heißen Kakaos keinen Abbruch tat. Mit warmem  Bauch wurde dann erstmal ein Nickerchen gehalten, nachdem wir vorher noch rasch in unsere trockenen Reserveklamotten geschlüpft waren. Abends tauschten wir uns dann mit den anderen Teams aus. Gefühlt 2/3 der Teilnehmer war extra aus Großbritannien angereist, während auch ein paar erfahrene Orientierungsläufer aus Dänemark und Polen unter den Teilnehmern waren. Deutsche und Österreicher waren kaum vertreten. Die erfahrenen Teilnehmer erkannte man an den Plastiktüten die Sie sich zum Schutz ihrer trockenen Socken im Camp über ihre Füße gezogen hatten. Solche Tricks wurden schnell von allen anderen übernommen was dann am Ende des Tages für ein interessantes Bild der Teilnehmer sorge. Als das letzte Team eintraf versammelten sich alle noch kurz zu einem Briefing bevor es zur Nachtruhe ging.

Die erste Hälfte der Nacht verlief zunächst etwas schlaflos. Mein Teampartner musste zunächst im Schein unserer Stirnlampen eine nächtliche Fuß-OP durchführen um den Druck von einer Blutblase zu nehmen, die sich irgendwie unter seinen Fußnagel verirrt hatte und ihn durch ihr Pochen vom Schlafen abhielt. Dann kollabierte mein Daunenquilt aufgrund der enorm hohen Luftfeuchtigkeit komplett, so dass ich mich in die Rettungsdecke einrollte um eine halbwegs warme Nacht zu verbringen. Irgendwie waren wir aber dann doch recht schnell und tief eingeschlafen.

Am Morgen wurden wir durch die Melodie eines Trompetenspielers geweckt. Nach einem Kaffee vom notdürftig reparierten Esbitkocher und einem Frühstück in Form von Porridge aus dem Beutel, packten wir unsere Sachen und bereiteten uns auf den zweiten Tag des Rennens vor.


Am Start das übliche Prozedere. Transponder in die Box stecken, „Piep“, Karte entgegennehmen und los.


Der Weg zum ersten Checkpoint war deutlich trailiger und führte bereits stetig aufwärts. In der Nähe einer Almhütte, auf offenem Feld wurden wir dann aber schnell fündig, während über uns eine Drohne kreiste um den ersten OMM Alps auch mit Bildern zu dokumentieren. Den nächsten Checkpoint dachten wir schon sicher zu haben. Von einer Weggabelung peilten wir mit dem Kompass seine Koordinaten an und machten uns auf ins Unterholz. 

Nix. Einige andere Teams irrten ebenso erfolglos umher auf der Suche nach der Fahne mit der kleinen Box. Irgendwann beschlossen wir die Suche aufgrund der drängenden Zeit aufzugeben. Auf dem Rückweg stolperten wir dann jedoch wie durch Zufall über eben genau den vermissten Checkpoint. Erst nach dem Rennen, wieder zuhause in der warmen Stube, konnte ich mir unseren Fehler erklären. Wir (und offensichtlich auch die anderen Teams) hatten schlicht die Missweisung zwischen magnetischem Nordpol und Kartennord nicht berücksichtigt. Normalerweise in unseren Breitengraden kein großes Problem. In dem dichten Wald hat das aber dazu geführt, dass wir alle gut 20 Meter neben der richtigen Stelle gesucht hatten.

Die weiteren Checkpoints sammelten sich im Vergleich dazu dann mehr oder weniger im „Vorbeilaufen“ ein. Zumindest was die Orientierung anging. Etwas kraxeln mussten wir dann schon noch. Wir waren recht flott unterwegs und begegneten an diesem Tag auch öfters mal dem ein oder anderen Team, die nun alle eher auf schnelle Strecken als auf hohe Punkte setzten.


Zum Abschluss unserer Route wählten wir einen Checkpoint auf einer bewaldeten Bergkuppe. Zeitgleich trafen wir dort mit einem anderen Team ein und mussten leider feststellen, dass irgend jemand die elektronische Box zerstört hatte. Es fanden sich nur noch einzelne Bruchstücke und das Stahlseil, mit dem diese ursprünglich am Baum gesichert war. 

Später stellte sich heraus, dass offensichtlich jemand hier gezielt Vandalismus betrieb, da auch noch andere Checkpoints im nahen Umfeld mutwillig zerstört worden waren. Das war nun schon das zweite mal in diesem Jahr, dass ich an einer Veranstaltung teilgenommen hatte, bei der es jemand offenbar ok fand, das Event maßgeblich zu sabotieren und den Teilnehmern damit auch unnötig die Orientierung im Gelände zu erschweren. Mal ganz von der offensichtlichen Sachbeschädigung abgesehen ist sowas für mich in keinster Weise nachvollziehbar, da solche Personen die Gefährdung der Teilnehmer offenbar gleichgültig in Kauf nehmen. (Bei der anderen Veranstaltung mussten mehrere Teilnehmer aufgrund eines solchen „Scherzes“ frühzeitig das Rennen beenden)

Das andere Team machte sich nun in Richtung eines Pfades auf, der sie im Bogen von dem Berg runter führen sollte. Wir hatten einen anderen Plan. Auf der Karte war ein Lift eingezeichnet und in unmittelbarer Nähe daneben eine Waldschneise die in direkter Linie zum Ziel lag. Das konnte nur eins bedeuten: Skiabfahrt!

Nach ein paar Metern durch das Unterholz erblickten wir auch schon den obersten Pfeiler des Skiliftes und wenig später stürzten wir uns in einen der geilsten Downhills der mir bis jetzt unter die Füße gekommen war.
Mit einem ordentlichen Zeitpuffer im Gepäck steuerten wir das Ziel an wo wir mit Kuhglockengeläut vom Raceteam empfangen wurden.



Endlich Zeit die Reserven wieder aufzufüllen. Und nachdem wir uns in trockene Klamotten gepackt hatten, unsere Laufsachen geruchsicher gaaaanz weit unten in den Taschen verstaut hatten, warteten wir bei heißer Suppe auf die anderen Teams und die obligatorische Siegerehrung.


Ja, und dann wurden wir noch überrascht, als sich zeigte, dass man weder das schnellste noch das Team mit den meisten Punkten sein muss um auf dem Treppchen zu landen, solange die Gesamtstrategie aufgeht und man als Team ins Ziel läuft.


Vielen Dank an die Veranstalter des OMM die hier wirklich etwas Großartiges auf die Beine gestellt haben. Danke auch an die freiwilligen Helfer aus Steinberg die uns so gut bewirtet haben und vielen Dank an die zuständigen Stellen die einen solchen Geländelauf überhaupt genemigt haben. Vielen Dank für das mehr als faire Miteinander unter den Teams. Und nicht zu letzt: Danke, Björn, dass Du so 'nen Quatsch mitgemacht hast! Nächstes Jahr laufen die den A-Course! ;-)

OMM Alps 2018? Behalte ich mal im Auge... ;-)


Anmerkung:
Alle Kosten des OMM Alps 2017 habe ich selber getragen und ich bin in keinster Weise geschäftlich mit den Veranstaltern verbunden. Die Bilder die ich hier in diesem Beitrag verwendet habe wurden zum Teil von den Veranstaltern des OMM den Teilnehmern zur freien Verfügung und Nutzung bereitgestellt. Das Urheberrecht bleibt davon unberührt.