Samstag, 28. Juli 2018

OMM Alps 2018 - Garmisch Partenkirchen

Am 21.Juli 2018 startete der zweite OMM Alps. Diesmal in Garmisch-Partenkirchen mit Blick auf die Zugspitze. Nachdem ich bereits im letzten Jahr beim ersten OMM Alps am Achensee (LINK zum Blogbeitrag) in Österreich erfolgreich mit dabei war, war der diesjährige OMM eines der Jahreshighlights auf das ich hinfieberte. Erst wenige Wochen vor dem Start fand ich in Flo, den ich bisher nur über Twitter kannte, meinen Teampartner für das Event.Und ich glaube so spontan wie die Aktion auch war hätte ich sonst kaum einen Besseren für den OMM finden können. Mal abgesehen davon dass er mit der Gegend gut vertraut war (ein nicht zu unterschätzender Bonus), wir lauftechnisch beide in der selben Liga spielen (Downhill-Schweine forever!!!) haben wir uns auch so gut ergänzt. Ich hoffe nur ich hab den Flo nicht zuviel vollgelabert...
Wer mehr oder weniger live bei unserem kleinen Abenteuer dabei sein möchte, sollte unbedingt mal Schnaufcast.de besuchen und sich den Podcast anhören den Flo und ich unterwegs aufgenommen haben. Bilder vom OMM Alps 2018 findet ihr auch auf der Seite vom Flo und auf der offiziellen OMM-Seite.


Ich werde daher jetzt hier auch keinen großen Rennbericht abliefern sondern versuche mal die Infos zusammenzuschreiben, die für jemanden der auch mal beim OMM mitmachen möchte eventuell von Nutzen sein könnten.

Der OMM
OMM steht für Original Mountain Marathon und ist mit 51 Jahren wohl das älteste Adventure-Race der Welt. Ursprünglich aus Großbritannien kommend, findet eine Sonderausgabe seit letztem Jahr nun auch im Alpenraum statt. Den OMM zu beschreiben ist etwas schwierig. Am ehesten würde „Mehrtägige Schitzeljagd für Erwachsene mit sportlichem Charakter und Übernachtung im Freien“ wohl ganz gut passen.
Der OMM ist eine Laufveranstaltung die als Etappenrennen über zwei Tage ausgetragen wird. Dabei wird der OMM als Selbstversorgerrennen ausgetragen. D.h. es gibt keine Verpflegungsstellen. Stattdessen muss man alles für die zwei Tage selber mitführen. Das umfasst sowohl die Verpflegung als auch Zelt, Schlafsack und Bekleidung. Zudem ist der OMM ein Orientierungslauf. Es gibt keine feste Strecke, sondern man orientiert sich ausschließlich mit Karte und Kompass entlang einzelner im Gelände platzierter Markierungsfähnchen. Das bedeutet auch, dass man streckenweise querfeldein unterwegs sein wird, da die Fähnchen nur selten unmittelbar an einem Weg liegen. Es reicht also nicht nur ein schneller Läufer zu sein, wie einige Teilnehmer des diesjährigen Events gemerkt haben. Eine clevere Routenwahl kann am Ende alles entscheiden. Im Gegensatz zu klassischen Rennen bei denen man sich streng an die vorgegebene Strecke hält ist hier das Team im Vorteil das die besten Abkürzungen findet.
Alle Teams übernachten an einem gemeinsamen Sammelplatz im eigenen Zelt (das jedes Team selber mitführen muss). Man könnte das Camp als weitere Herausforderung innerhalb des Rennens ansehen, verbringt man zwischen den beiden Etappen doch 12 Stunden und mehr hier. Wer also versucht bei der Ausrüstung Gewicht durch dünnere Kleidung, einen leichteren Schlafsack, ein mikrokleines Zelt oder zu wenig Essen einzusparen, sollte gut wissen was er da macht, sonst könnte er das spätestens hier bedauern. An dieser Stelle sollte erwähnt werden, dass es in den 51 Jahren des OMM noch kein Rennen ohne Regen gegeben hat.

Die Ausrüstung
Für den OMM ist eine recht umfangreiche Pflichtausrüstung vorgeschrieben. Natürlich kann und soll man versuchen die Ausrüstung und deren Gewicht auf ein Minimum zu begrenzen, allerdings sollte das nicht zugunsten der Funktionalität gehen. Auch wenn der OMM „nur“ über zwei Tage geht und eine einzige Übernachtung beinhaltet, können Wetter und Gelände das Material doch deutlich strapazieren. Auch wenn ich selber auf anderen Touren, die in der Regel deutlich länger sind als der OMM, mit weitaus leichterer und minimalistischer Ausrüstung erfolgreich unterwegs bin würde ich hier keine Experimente wagen wollen. Überlegt gut was ihr einpackt und macht euch mit eurer Ausrüstung vorher ausreichend vertraut.
Ein paar Beispiele:
-2017 hatte ich beim OMM ein leichtes Esbit-Kochset mit einer umfunktionierten Bierdose als Kochtopf dabei. Diese hatte ich jetzt schon viele Jahre in Benutzung und selbst bei mehrwöchigen Touren in alpinem Gelände nie Probleme gehabt. Beim OMM wurde die Dose (die „sicher“ verstaut in meinem Rucksack war) so stark eingedrückt, dass sie einen Riß in der Mitte bekommen hatte. Damit war das Kochset nahezu untauglich. Und bei Schnee und Dauerregen hätten wir uns über etwas Tee sehr gefreut.
-2017 war die Luftfeuchtigkeit im Camp in der Nacht so groß, dass mein Daunenquilt komplett kollabiert war. Zum Glück war in der Pflichtausrüstung ein Biwaksack ähnlich einer Rettungsdecke vorgeschrieben. Ich konnte dann darin die Nacht halbwegs warm verbringen.
-2018 stellte ich abends fest, dass eine meiner Softflask die ich in Taschen am Schultergurt trug ein Leck hatte. Offenbar hatte beim Querfeldeinlauf ein Ast ein kleines Loch in die Seitenwand gestochen. Zum Glück hatte ich noch zwei weitere Flaschen dabei.
-2018 traf ein Team kurz nach dem Cutoff im Camp ein. Beide waren deutlich erschöpft und durch den Regen teils unterkühlt. Ihr Zelt war brandneu und sie hatten es vorher noch nie aufgebaut. Jemand anderes baute dann ihr Zelt für sie auf, da sie nicht in der Lage waren das selber durchzuführen.

Im Folgenden liste ich mal die vorgeschriebene Pflichtausrüstung für den OMM auf und was wir an Ausrüstung dabei hatten.

Pflichtausstattung OMM
Unsere Ausrüstung
Anmerkungen
Waterproof jacket with hood and taped seams
OMM Kamleika Smock
Die Jacke sollte nicht zu empfindlich sein, da ihr Euch querfeldein bewegen werdet.
Waterproof long trousers with taped seams
Mammut Rainspeed HS Pants

Running clothes for the mountains
Funktions-T-Shirt, Laufshorts mit integrierter Lauftight, Truckerhat, kurze Funktionssocken, Armlinge 
Das sind die Sachen die man am Start trägt. Je nach Wetter und Vorliebe kurz oder lang.
Extra to the running clothes a long-sleeved thermal shirt and a long trousers (this may not be worn at the start)
langärmeliges Funktionsshirt, Inov8- Lauftight 
Die Sachen dienen nicht nur als evtl. Wechselkleidung für den nächsten Tag, sondern vor allem als trockene Schlafkleidung für die Nacht! 
Warm top, long sleeve
OMM Mountain Raid Hood Jacket
Warme gefütterte Jacke. besser Synthetik als Daune, da diese direkt über der nassen Kleidung getragen werden kann ohne ihre Isolation zu verlieren. 
Warm hat, gloves and socks
Mammut Eiger Beanie, OMM Fusion Gloves, Funktionssocken, 2 Plastikbeutel
Die Socken dienen ähnlich wie die lange Wechselkleidung auch als Schlafkleidung. Im Schlafsack kann sich die Haut der Füße grade bei feuchtem Wetter so besser erholen. Man kann überlegen ob man ein extra bequemes paar Schlafsocken (z.B. dicke Wollsocken) und ein paar frische Ersatzlaufsocken mitnimmt, oder es bei einem Paar Ersatzsocken für beides belässt. Die Plastikbeutel kann man abends über die trockenen Socken ziehen, wenn man noch mal seine nassen Schuhe anziehen muss.
Shoes suitable for mud, gravel and trail running
Inov8 Trailtalon 250
Wenn ihr überlegt, welche eurer Schuhe ihr nehmen sollt, nehmt die mit dem besten Grip!
Headlamp with minimum 12h battery power
Petzl e-Lite
Es ist grundsätzlich kein Nachtlauf. Es reicht eine leichte Lampe um evtl. in der Dämmerung das Zelt aufzubauen oder sich im Camp zurechtzufinden. Sie sollte jedoch ausreichend hell sein um zu navigieren, wenn man sich massiv verlaufen hat und es nicht rechtzeitig zum Camp schafft.
Signal whistle
Im Brustgurt vom Rucksack integriert
Man sollte das alpine Notsignal kennen
Compass
Silva Race Jet
Es muss kein spezieller Orientierungslaufkompass sein. Ein qualitativ hochwertiger Plattenkompass sollte es aber schon sein. (z.B. Silva 1S-360 Jet Compass) Unbedingt vorher üben, üben, üben!
Map (provided by the organiser)
OMM-Karte
Ein schönes Andenken!
Insulated sleeping system
OMM Mountain Raid PA 1.0 (ergibt mit der Mountain Raid Jacke einen Schlafsack)
Therm-a-Rest Prolite 3 short

Pen and paper, both must be water resistant
Bleistift (weich), wasserfester Notizblock
dient z.B. um die Nummern der Checkpoints zu notieren, wenn die  elektronische SI-Box defekt ist.
Bivouac sack / emergency bag – no blanket, it must be a closed sack
RAB Survival Zone
Für den Notfall reicht auch ein leichter, geschlossener Biwacksack in der Art einer Rettungsdecke (z.B. Mountain Equipment Ultralite Biwaksack). Ich habe den Biwaksack aber als Teil meines normalen Schlafsetups eingeplant und daher auf ein atmungsaktives Modell gesetzt.
Backpack, no hip bag
OMM Classic 32
Das Volumen ist für meine Ausrüstung eigentlich zu viel, aber durch die Rückenlänge sitzt er bei mir besser als kleinere Rucksäcke. 
Emergency rations
Clif Bar
Etwas Notfallverpflegung. Sollte nach dem Zieleinlauf übrig sein. (wenn es keinen Notfall gab)
Water carrying capacity
2 Salomon Softflask 0,5L
1 OMM Ultra Bottle 0,5L
Es gibt unterwegs keine VPs. Daher genug Wasserkapazität für mehrere Stunden einplanen und evtl. unterwegs an einem Bach auffüllen können.
Sleeping bag and spare warm kit must be waterproofed.
Müllsack
Reservekleidung und Schlafsack entweder einzeln in wasserdichten Packsäcken, oder den Rucksack (wie ich) mit einem robusten Müllsack auskleiden und darin alles wasserdicht verpacken.
Each team must always have the following equipment:
First aid pack – contents at competitors discretion
Im Ziplockbeutel: Mullbinde, Ducttape, Betaisodona, Victorinox Classic, Taschentücher 
Genau wie beim Compass solltet ihr euch vorher z.B. durch einen Kurs mit dem notwendigen Wissen vertraut machen.
Cooking equipment with stove and enough fuel for 2 days, with sufficient fuel left at the end of the race in case of emergencies.
Toaks 750ml Titanium Topf, MSR Pocket-Rocket, Gaskartusche, Faltbecher
Ich hab diesmal auf Gas statt auf Esbit gesetzt, da es mit nassen, kalten Fingern einfacher zu bedienen ist und es deutlich die Kochzeiten reduziert. Wir hatten jeder 3 warme Mahlzeiten plus 5 mal Heißgetränke. D.h. wir haben insgesamt rund 6 Liter Wasser erhitzt.
Der Faltbecher ist purer Luxus ;-)
Tent with sewn in ground sheet
GoLite ShangriLa 2, Zeltboden, Black Diamont Ultra Distance Z Poles,
Es gibt deutlich leichtere  Zelte, z.B. von Terra Nova, Nordisk. Mountain Laurel Design, etc.
Aber man nimmt erstmal was man zu hause hat.
Die Stöcke wurden nur zum Aufbau des Zeltes genutzt. Beim Laufen hat man eh die meiste Zeit Karte und Kompass in der Hand. 
Food for 2 people for 2 days
Jeder von uns hatte:
1 mal Fertiggericht von Adventure Food, 1 mal Porridge, 7 mal Riegel (Clifbar, Seitenbacher), 1 mal Schokoriegel, 1 Tüte Nüsse, 1 veganen Wurstsnack (Spacebar), Instantkaffee, Teebeutel, 1 „one glass“ Wein,  
Wir hätten uns mehr von den herzhaften Würsten und ein paar mehr Nüsse gewünscht. Ein paar Brausetabletten (Isodrink) wären schön gewesen. Der Wein war übertriebener Luxus. Warum gibt’s davon eigentlich kein Hefeweizen???

Wenn ihr noch Fragen habt oder Tips für den OMM sucht könnt ihr mir gerne eine Mail zukommen lassen oder mir bei Twitter (@beuteltiere) schreiben.